Mittwoch, 3. Februar 2021

Fast genau zehn Jahre

Seit dem 9. Februar 2011 habe ich gebloggt. Und heute höre ich damit auf.

Das Schreiben im Netz finde ich zunehmend schwierig. Da ich auch beruflich viel schreibe, ist der Blog als Hobby kein Ausgleich zum Beruf, sondern in gewissem Sinne nur eine Fortführung (und noch mehr Bildschirmzeit). Seit ich das gewerbliche Kunsthandwerk und die Kreativkurse vor einigen Jahren aufgegeben habe, entfällt auch die Funktion des Blogs als Marketing- und Werbeinstrument.

Die Motivation für dieses Blog war damals der Versuch, der Gemeinschaft im Netz auch etwas zurück zu geben - für all die vielen netten Kontakte und für die Anregungen, die mein kreatives Tun enorm bereichert haben und weiterhin bereichern werden. Aber der Strick-Content ist bei Ravelry viel besser aufgehoben und für Fotos und kurzen Text eignet sich Instagram. Das magazinhafte, "lange" Format Blog ist nicht mehr meins.

Vor zwei Jahren habe ich begonnen, ein Gartentagebuch mit Penzu zu führen, weil ich nach einer unkomplizierten Möglichkeit gesucht habe, Fotos und Text im privaten, geschützten Raum zu verbinden - und zwar spontan und nicht als retrospektiv zusammengestelltes Fotoalbum. Das fühlt sich an wie ein Blog, sieht fast identisch aus und funktioniert auf dem Handy ganz wunderbar zwischendurch. Und es ist absolut privat und nur für mich.

Inzwischen ist auch ein zweites Penzu-Tagebuch hinzugekommen, in dem ich alle Kreativprojekte mit Fotos und Angaben zu Maßen und auch Schwierigkeiten im Prozess dokumentiere. Ich merke, dass mein Schreiben mit Penzu viel authentischer und lockerer geworden ist, weil der Druck einer mitgedachten Öffentlichkeit wegfällt. Das ist nun mein Weg, auf dem ich mich sehr wohl fühle. 

Aber versprochen wird nicht gebrochen: Zum Schluss möchte ich euch noch einmal von Silvia und Victoria erzählen, den beiden Hennen, die wir im Dezember 2019 über den Verein "Rettet das Huhn" vor dem Gastod retten konnten. 

Zur Erinnerung. So sahen die beiden an ihrem ersten Tag in der Freiheit aus:


 Nach den Qualen der Bodenhaltung in der industriellen Landwirtschaft leben sie nun schon über ein Jahr lang ein echtes, entspanntes Hühnerleben in der kleinen Hennengruppe auf der Wiese mit Apfel- und Pflaumenbäumen.

Silvia

Die schwanzlos gebliebene Victoria

Silvias und Victorias neue "Familie": Der Hahn Dr. Schröder und die drei Bielefelderinnen

Macht es gut. Falls ihr mich sucht, findet ihr mich bei Ravelry oder Instagram .


Gärten für die Seele...


... habe ich in Schweden gesehen.

Viele Schwedenurlauber kennen Astrid Lindgrens Värld, den Vergnügungspark in Vimmerby nach Themen der Lindgren-Klassiker. An Näs, dem Hof mit Astrid Lindgrens Geburtshaus, der ebenfalls in Vimmerby liegt, fahren sie aber leider oft vorbei. Das ist schade, denn dort ist in den letzten Jahren ein wunderbares Museum mit einer hervorragend kuratierten Ausstellung zu Astrid Lindgrens Leben entstanden.

In den letzten Jahren hat die bekannte schwedische Gartenarchitektin Karin Eliasson auf dem Freigelände hinter Museum und Geburtshaus eine große Gartenanlage gestaltet, die für mich zu den schönsten Gärten zählt, die ich bisher gesehen habe.

Das Gartenkonzept verbindet die Ungezähmtheit der schwedischen Natur mit Gartentraditionen und lädt Große und Kleine zum Entdecken und Spielen ein. Für Café- und Museumsbesucher entstehen Erholungsräume, die in allen Jahreszeiten etwas bieten. Das Ergebnis ist überzeugend umgesetzt.

Astrid Lindgren selbst war sehr naturverbunden, aber absolut keine Gärtnerin. Daher heißt das Gelände bewusst nicht "Astrid Lindgrens Garten", sondern "Gärten auf Astrid Lidgrens Näs." Und genau wie die Erben der Schriftstellerin glaube auch ich, dass Astrid diese Gärten geliebt hätte.

Alles darf betreten, beklettert und bespielt werden. Die Bereiche, die zu empfindlich sind, werden durch Wasser oder geschickte Bepflanzung so abgegrenzt, dass niemand darauf kommen würde, in den Beeten herumzutrampeln. Und überall gibt es tolle Kunstwerke, die ebenfalls ins Spiel einbezogen werden können:

Kletterkugel

Der echte Limonadenbaum, das Vorbild für Pippis Baum

Astrids Elternhaus, das weiterhin von der Familie genutzt wird

Die Schwingsessel sind ständig belegt

Mutprobe: Balancieren übers Brennnesselfeld

Tor zu einem der Staudengärten

Türdetail

Vanillefarbene Schafgarben als Insektenmagnet

Im Bach unter der Brücke darf natürlich auch gespielt werden


Und natürlich habe ich auch das Buch gekauft, das zum Garten erschienen ist. Der prachtvolle Band enthält nicht nur fantastische Aufnahmen aus dem Garten und viele Erläuterungen zu Planung, Struktur und Anlage. Im Anhang gibt es auch eine umfangreiche Auflistung der Pflanzen, die in den verschiedenen Gartenteilen verwendet wurden. So ist eine Umsetzung im eigenen Garten denkbar.
Leider ist das Buch aber nur auf Schwedisch erhältlich.


Magisches Sashiko

"Sashiko" - bei dieser Sticktechnik aus Japan geht es darum, mit ganz einfachen Vorstichen komplexe geometrische Muster zu sticken.
Dabei stellt man zunächst die Stichreihen in einer Stickrichtung fertig. Das Muster entsteht erst, wenn man die Querstiche einfügt. Wie von Zauberhand! So einfach. Und so genial!

Meinen ersten Versuch startete ich auf einem kleinen Stück Jeans mit pflanzengefärbter bunter Seide als Stickgarn. Meine Hoffnung: Durch das bunte Garn würden kleine Unregelmäßigkeiten nicht so auffallen. Hat geklappt!

Die "Hinreihen" sind fertig und sehen höchst unspektakulär aus.
Cool, oder?

Und das alles nur mit ganz banalen Vorstichen!
Hier kann man besonders gut sehen, wie sich das Muster beim Sticken der Querreihen entwickelt. Das ist so cool, man kann gar nicht mehr aufhören, so einen Spaß macht das!

Das Bild ist aus dem fantastischen Buch "En handbok om Indigo" von Kerstin Neumüller und Douglas Lubanko, das im Frühjahr 2020 auf Deutsch im Haupt Verlag erschienen ist.

Gleiches Muster, anderer Stoff: Jersey. Ob das wohl funktioniert? Jepp! Klappt genauso gut. Und so langsam habe ich ja Übung und mache gleichmäßige Stiche. Daher bin ich mutig und sticke mit zitronengelber Wolle:


Und dann kommt die Kür: Ich will ein schlichtes graues T-Shirt aus Biobaumwolle besticken, das aus meiner Jersey-Übungsreihe stammt und ein bisschen langweilig ist. Natürlich sticke ich schon wieder das Pfirsichblumenmuster:

Die Hinreihen sind fertig.
...und nun auch das ganze Shirt!