Montag, 17. Oktober 2011

"Kimono" von Atelier Zitron

Am Wochenende habe ich endlich die Sommer-Färbereien mit dem neuen Wolle-Seide-Gemisch "Kimono" vom Atelier Zitron in den Shop gestellt. Unglaublich, wieviel davon schon vorher weggegangen ist - jeder, der dieses Garn gesehen hat, wollte etwas davon haben! Natürlich ist alles mit Naturfarben gefärbt, und ein paar Brauntöne kommen noch hinzu. Im Keller steht noch ein großer Sack mit nussbraunen Garnen und Stoffen, die noch gewaschen werden müssen. "Kimono" saugt die Pflanzenfarben auf wie ein Schwamm.





Apropos Shop: Heute Nachmittag habe ich übrigens die 100er-Marke geknackt:

Freitag, 7. Oktober 2011

Schwedische Wollstickerei - skånska yllebroderi

In unserem Sommerurlaub in Schweden hatte ich eine unerwartete Begegnung, die wohl lange nachwirken wird:
Als ich völlig unvorbereitet im Kloster Bosjö in eine Ausstellung mit südschwedischer Wollstickerei geriet, blieb mir beim Eintreten in den Raum buchstäblich die Luft weg! Dann plötzlich eine unbändige Freude: Die alte Volkskunst lebt! Ein Feuerwerk von Farben - Blumenranken, Vögel, Menschen, Pferde. Technisch brilliant und in der Naivität der Darstellung tief berührend und weit entfernt von Kitsch. Gestickt hauptsächlich mit Plattstich und Knötchenstich, aber auch feinste Nadelspitze kommt vor. Und alles entstanden aus den Materialien, die schon immer auf jedem Hof vorhanden waren: handgesponnenes Wollgarn auf handgewebtem Walkstoff.

Die Wollstickerei ist in Südschweden eine jahrhundertealte Tradition. Früher stickten die jungen Frauen Kissen und Hochzeitsdecken für ihre Aussteuer. Später dann wurden die alten Familienerbstücke oft als Wandschmuck genutzt.
Die Wiederentdeckung und Renaissance der alten Technik führt dazu, dass es nun wieder Kurse gibt, eine große Palette von Garnen und viele schöne Anleitungen - und auch ein hochkarätiges volkskundliches Buch, das die alte Kunstform würdigt. Junge Stickerinnen arbeiten die alten Familienmuster nach oder kopieren Motive aus den Beständen der Museen. Alte Formen werden durch neue ergänzt und behutsam abgewandelt.

Nun bin ich ja eigentlich eine Freie Stickerin. Ich liebe es, die Ideen ohne Vorzeichnung aus mir herausfließen zu lassen, kann darin völlig versinken und arbeite so gut wie nie gegenständlich. Und nun das! Die Klarheit, Buntheit und die wilde naive Fröhlichkeit, die aus diesen Bildern sprechen, haben mich jedenfalls tief beeindruckt. Mir war auch sofort klar, dass ich diese Stickereien nicht nur als Steinbruch für eigene Ideen auffassen kann, sondern tatsächlich einige der alten Muster nachsticken muss, um den Geist dieser Kunst zu erspüren. Und so kam es, dass ich zum ersten Mal in meinem Leben eine Stickpackung gekauft habe:


Seit gestern nun leisten mir die neuen Handstulpen gute Dienste bei dieser plötzlichen nassen Herbstkälte:


Die Stickerei habe ich noch im Urlaub fertiggestellt und gleich noch eine größere Herausforderung für zuhause mitgenommen: Ein altes Motiv für ein Blumenkissen wartet nun darauf, dass ich endlich meine Färbesachen einwintere und zum Sticken komme.


Wie gut, dass ich Schwedisch lesen kann - so kann ich auch das tolle Buch richtig genießen. Nicht nur die vielen Fotos sind ein Augenschmaus. Den Autoren ist ein echtes Grundlagenwerk gelungen, und sie haben es geschafft, auch die Entstehung von vielen konkreten Stücken zu erforschen. Die Frauen, die mit ihren Stickereien nach harten langen Arbeitstagen Kunstwerke bei Kerzenlicht erschufen, bekommen so einen Namen und eine Geschichte. Besonders beeindruckt haben mich die Forschungen, die zeigen, wie bestimmte Motive durch Generationen hindurch immer wieder in einer bestimmten Familie auftauchen, oder wie Muster von Nachbarinnen aufgenommen oder abgewandelt wurden.

Als die Stulpen fertig waren, habe ich im Urlaub noch einen der kleinen Vögel, die in den Stickereien im Buch immer wieder auftauchen, mit meinen pflanzengefärbten Seidengarnen auf einer Filztasche umgesetzt. Die kleine Tasche gibt es im Shop.