Freitag, 30. August 2013

Urlaubsstrickereien

In Schweden habe ich in diesem Jahr fast jeden Tag mehrere Stunden lang gestrickt. Ich hatte nämlich so viele gute, spannende Hörbücher mit, dass ich gar keine Lust hatte, selbst etwas zu lesen.
Und dies habe ich mit nach Hause gebracht:

Aus der restlichen Wolle für die Martina-Jacke einen Schal und ein Paar Stulpen.



Die vielen Farbwechsel kommen durch das Hufeisenmuster besonders gut zur Geltung
Die Stulpen sind schlicht, haben aber das Hufeisenmuster als Abschluss

Gestrickt habe ich nach eigenen Entwürfen. Das Garn ist handgesponnen aus pflanzengefärbtem BFL in 12 Farbtönen und mit krapprotem Kammgarn verzwirnt. Ich habe mit den Stulpen begonnen und danach den Schal einfach so lang gestrickt, bis das Garn zuende war. Nach dem Spannen hat der Schal nun 2 Meter Länge.

Das zweite große Projekt war eigentlich für meine Mutter gedacht. Mein Vater trocknet im Sommer immer fleißig Schachtelhalm für die Färbetochter und hat als Dank einen Schal und eine Bommelmütze aus schachtelhalmgefärbter Kaschmir-Seide, ohne die er im Winter nicht vor die Tür geht.
Nun sollte meine Mutter auch einmal etwas aus dem weichen Schachtelhalm-Garn bekommen, aber sie wollte das fertige Tuch tatsächlich nicht haben! Na, so was - und ich dachte, alle alten Damen würden Dreieckstücher lieben ... Aber so wird das schöne Tuch nun mich halbalte Dame im Winter wärmen, wenn die Heizung im Büro morgens noch nicht ganz in Form ist:
 




Das Muster ist von Laura Aylor und heißt Derecho. Die gute Anleitung ist ihr Geld wert. Das Tuch ist sehr einfach zu stricken und bietet ungeheuer viele Abwandlungsmöglichkeiten. Es sind wirklich nur drei Farben beteiligt - ein meliertes Garn, weiß und schlammgrün. Aber man könnte auch ganz viele Farben in schnelleren Wechseln nehmen... Beim Stricken habe ich so viele Ideen entwickelt, dass das bestimmt nicht das letzte Derecho war.

Das Tuch ist aus Lifestyle von Atelier Zitron und einem Seide-Kaschmirgarn, das ich vor Jahren in der E-Bucht geschossen habe. Da das Lifestyle so wunderbar elastisch ist, kann man das Tuch toll drapieren - es schnappt danach in seine Ausgangsposition zurück wie eine Sprungfeder. Da hat das Kaschmir-Seide-Garn keine Chance auszuleiern :-)
Gefärbt ist das Garn natürlich mit Papas Schachtelhalm und ein bisschen Eisenwasser.

Und dann habe ich tatsächlich noch die Schulterpartie für ein neues Vitamin D-Jäckchen geschafft, aber dann war der Urlaub plötzlich zuende...

Sonntag, 25. August 2013

Reparieren statt Wegschmeißen!

Nach vielen, vielen spannenden Hörbüchern sind Simons Kopfhörer kaputtgegangen. Die weichen Überzieher, die den eigentlichen Hörer vor Staub und Ohrenschmalz schützen sollen, sind regelrecht aufgerieben - was ich nach so langer Nutzung auch nicht verwunderlich finde.


Wirklich verwunderlich fand ich aber die Auskunft, die ich im Elektrofachmarkt bekam: Man kann diese kleinen Überzieher nicht ersetzen, und ich solle doch einen neuen Kopfhörer kaufen.
WAS? Ich soll einen guten, völlig funktionstüchtigen Marken-Kopfhörer wegwerfen, nur weil die kleinen Überzieher zerschlissen sind? Ohne mich!

Also habe ich mit einem butterweichen Kaschmir-Seidengarn nach dieser Methode 6 Maschen aufgenommen und mit regelmäßigen Zunahmen einen kleinen Kreis gestrickt. Als der etwas größer war als das Ohrteil habe ich ein Drittel und zwei Reihen weiter noch einmal die Hälfte der Maschen abgenommen und dann locker (!) abgekettet. Hier ist das Ergebnis nach einer fummligen halben Stunde:



Bingo - das klappt prima! Die Überzieher sitzen gut fest, der Klang ist weiterhin hervorragend, und Kaschmir-Seide auf den Ohren ist angenehmer zu tragen als der alte Kunstfaser-Überzug. Simon fand die "neuen" Kopfhörer jedenfalls auf Anhieb viel besser als die alten.

Die Abenteuer können weitergehen.

Beim nächsten Mal nehme ich aber besser eine etwas kindgerechtere Farbe. Oder schwarz, passend zum Kopfhörer.

Donnerstag, 1. August 2013

Ich bin fremdgegangen...

31 Jahre lang sind mein Louet S 10 und ich ein Paar gewesen. Wie bei den meisten langen Ehen war es eine durchaus wechselhafte Beziehung, aber wir wussten doch immer, dass wir zusammen gehören. In manchen Jahren haben wir riesige Mengen gemeinsam gesponnen. Es gab aber auch Zeiten, die das arme Spinnrad im Keller verbringen musste, weil ich nichts von ihm wissen wollte.

Mit Erstaunen stellte ich in den letzten Jahren fest, dass viele Spinnerinnen mit einem Rad nicht zufrieden sind und sich ganze Harems halten. Ich dagegen blieb monogam, denn ich vermisste nie etwas: Egal, ob ich federleichtes Seidengemisch für einen Pullover oder ein rustikales Teppichgarn von ihm wollte, Bouclé oder dicke Raupen - mein Louet tat alles für mich. 

Doch ich wurde älter, dann kam der Schmerz: eine fiese Verspannung im Rücken. Immer wenn ich viel gesponnen hatte, schimpfte meine Masseurin mit mir und sprach von einseitiger Belastung. Wenn ich aufs Spinnen verzichtete, war dagegen alles gut. Sollte ich mich etwa scheiden lassen von meinem Louet?

Während ich noch nachdachte, bekam ich die Möglichkeit, dieses Rad auszuprobieren (danke, Birgit!):


Ein Kromski, mit Doppeltritt. Ich mag es nicht, denn ich finde verschnörkelte Spinnräder nicht schön. Aber die inneren Werte! Wenn es nicht gerade wegen zu wenig Öl herumzickte, schnurrte es fast geräuschlos vor sich hin. Mit der schottischen Bremse kam ich bald klar, das Spinnen ging viel schneller als mit dem Louet - und das Beste: keine Schmerzen mehr, nicht ein bisschen. Auch die Masseurin war also mit dem Kromski zufrieden.

das erste Garn, das wir zusammen gesponnen haben, das Kromski und ich. 

der "Rückentest": gaaanz viel dünnes Garn mit 600 Meter Lauflänge

 Zum Zwirnen bin ich zum Louet zurückgekehrt, weil mir die Spulen vom Kromski einfach zu klein sind. Das Ergebnis kann sich zwar sehen lassen...

verzwirnt mit pflanzengefärbtem Filisilk ind Grüntönen

... aber die Schmerzen waren auch sofort wieder da. Nun steht es also fest: Ich brauche ein Dopppeltritt-Rad.
Tja, liebes Louet, es sieht also so aus, als ob sich unsere Wege trennen müssen. Der Neue wird aber kein Kromski werden, da spare ich lieber, bis ich mir eines Tages ein Lendrum leisten kann. Wohlgemerkt EIN Lendrum, denn einen Spinnrad-Harem will ich nie haben...