Montag, 11. Dezember 2017

Kardierter Hund

Im Bekanntenkreis gibt es einen Samojeden. Dieser Wollhund kommt ursprünglich aus Sibirien und sieht nur im Sommer aus wie ein Hund. Im Winter gleicht er eher einer flauschigen weißen Wurst :-)

Beim Fellwechsel im Frühjahr verlieren die Hunde die Unterwolle, die komplett ausgekämmt werden muss und sich ganz wunderbar zum Spinnen eignet. Und so kam ich zu einer Tüte Samojedenwolle mit fast 100 Gramm Inhalt. 

Ich habe die "Woll-Ernte" zunächst mit Soda aufgekocht und nach dem Abkühlen gut gespült und getrocknet:

Hund mit Huhn :-)

Der Hundegeruch war nach der Wäsche fast verschwunden, zudem war das Sodawasser ziemlich braun gewesen. Die eigentlich sehr sauber aussehenden Fasern waren also doch recht schmutzig gewesen.


Im nächsten Schritt habe ich die Flocken kardiert, um möglichst viele der langen Haare aus der Oberwolle auszukämmen. Das habe ich draußen gemacht, und bald schon flogen die Flusen durch den Garten, obwohl es nahezu windstill war.

Nach dem Spinnen sieht man, dass noch weitere Kardierdurchgänge besser gewesen wären. Am sinnvollsten jedoch wäre es wohl, die Fasern mit Wollkämmen zu Kammgarn zu verarbeiten. Aber auch so wurde es ein kuschelweiches, sehr fluffiges Garn:



Hier kann man gut sehen, dass noch Haare aus der Oberwolle enthalten sind

Das Garn ist extrem warm, etwa so wie Alpakagarn. Ich habe es zu Fäustlingen verstrickt, mit denen ich das Samojeden-Frauchen zu Weihnachten überraschen werde.





Einer der Handschuhe ist übrigens in der Bahn fertig geworden. Und ich war sehr verblüfft, als ich von der Schaffnerin angesprochen wurde, ob ich da gerade Samojedenwolle verstricke!

Fazit: Das Verarbeiten von Samojedenwolle ist eine wirklich tolle Erfahrung. Die Fasern riechen zwar anders als Schafwolle, aber nicht unangenehm und keinesfalls streng oder ekelig. Sie sind unendlich weich - eine echte Edelfaser eben. Und obwohl ich eine ärztlich attestierte Hundeallergie habe, war davon beim Spinnen und Verstricken nichts zu merken. Ob das am vorbereitenden Sodabad lag oder daran, dass Samojeden nun mal keine Allergikerhunde sind, kann ich aber nicht sagen.

Wenn ihr die Möglichkeit habt, Wolle dieser schönen Tiere zu bekommen - nur zu!

Mittwoch, 6. Dezember 2017

Jersey: Üben, üben, üben

Um mehr Routine beim Vernähen von dehnbaren Stoffen zu bekommen, habe ich bei Melinoliesls Stoffflohmarkt gleich vier schöne Qualitätsjerseys erstanden.

Als erstes habe ich den Fischstoff verarbeitet. Das war nur ein halber Meter, aber oh Wunder - im Vorrat lag einT-Shirt, das ich wegen eines Fettflecks ausgemustert hatte und das genau den Grünton der Fische hat. In bester Upcycling-Manier habe ich die Fische, den fleckenlosen Teil vom Shirt und einen Rest Grau kombiniert und dabei natürlich viele Nähte geübt.

Der Schnitt ist wieder eine Lupita.



So, nun aber endlich ein Kleid mit langen Ärmeln! Der Stoff mit den Wellen ist Liike von Blaubeerstern ("Liike bedeutet "Bewegung" auf Finnisch). Als Schnitt hatte ich schon lange Frau Fannie im Auge gehabt. Denn Kleider müssen Taschen haben und gemütlich sein.

Beim Zuschneiden habe ich dummerweise überhaupt nicht daran gedacht, dass ich ja ein größeres Muster habe und daher auf den Rapport bzw. hier auf die Achsensymmetrie achten muss. Beim Oberteil hat es zufälligerweise perfekt gepasst, nicht aber beim Rockteil. Das war schief und sah verrutscht aus. Und ich hatte nicht mehr genug Stoff, um ein weiteres Rockteil zuzuschneiden. Menno...
Doch wie schön, dass ich diesen "Fehler" gemacht habe! Denn im Lieblings-Stoffladen fand ich das Grün, das sich im Wellenmuster wiederholt. So ist das Kleid viel pfiffiger!



Frau Fannie ist klasse. Ich habe das Oberteil um 5 cm gekürzt und muss beim nächsten Mal noch einen Zentimeter im Rücken rausnehmen, aber ansonsten ist der Schnitt perfekt für mich und das Kleid unglaublich gemütlich.

Der dritte Stoff ist Knitknit von Hamburger Liebe. Kobaltblau ist keine Farbe, die ich direkt am Hals tragen kann, weil ich dann zu blass aussehe. Daher habe ich den Stoff mit dem Dunkelblau kombiniert, das auch im Stoff selbst enthalten ist. Der nächste Lernschritt sollte eine Kapuze sein, deshalb fand ich die Kombination aus Kleid und Hoodie "Stockholm" von Pech & Schwefel sehr verlockend.

Im Detail war die Herausforderung dann doch etwas größer als gedacht, denn ich mag keine Reißverschlüsse und habe das Kleid daher mit Schlitz genäht. Der wiederum ist für meinen Geschmack viel zu tief. So musste ich etwas knobeln, bis ich auf die Idee kam, den Schlitz einfach mit dunkelblauem Stoff zu unterlegen. So sieht es aus, als ob ich ein T-Shirt darunter trage. Gerettet.

Außerdem mochte ich die aufgesetzten Taschen im Schnitt nicht. Auf der Suche nach einer schlauen Taschenlösung (denn Kleider müssen ja Taschen haben ...) fand ich die Eingriffstasche im Adventskalender von Leni Pepunkt. Und das ist nun das Ergebnis:



Die schöne Tasche von Leni Pepunkt. Die habe ich sicher nicht zum letzten Mal genäht!
Und nun müsst ihr mich entschuldigen - die Weihnachtsnäherei ruft <3