Über
Dawanda habe ich eigene Entwürfe und ein paar Brotartikel verkauft (zum Beispiel Erdbeertaschen, von denen ich so viele gefilzt
habe, dass ich sie jetzt nicht mehr ertragen kann). Vor allem die Kommunikation
mit den Käuferinnen der pflanzengefärbten Garne habe ich dabei sehr gemocht – das
sind kreative Menschen, die besondere Qualität und schöne
Farbkombinationen wirklich genießen können.
Mit Ausstellungen und Kunsthandwerkermärkten dagegen habe
ich schon nach ein paar Jahren aufgehört. Zu ernüchternd waren die fruchtlosen
Diskussionen mit Leuten, deren Preisvorstellungen anscheinend durch billigen
Dekokram aus Industriefilz geprägt wurden.
Hachz - die Auftragsarbeiten! Herausfordernd und immer
wieder extrem spannend. Taschen mit diversen Gimmicks, Kinder mit ausgefallenen
und sehr detaillierten Wünschen für ihre Hausschuhe, ein Großauftrag für Filzpilze,
mit denen ich einen ganzen Wald hätte ausstatten können. Manche Bestellungen waren
echt anspruchsvoll umzusetzen und haben mich aus meiner Komfortzone gekegelt.
Und dann war da natürlich die große Liebe: das Kurseleiten.
Viele Kurse. Mindestens zweihundert verschiedene Menschen haben bei mir das
Filzen gelernt. Kinder auf Geburtstagen, in Kindergärten, Grundschulen und OGS. Erzieher:innen und Lehrer:innen. Menschen in der Psychiatrie, im Altenheim und
in Kursräumen. Viele sind immer wieder gekommen
und ein bisschen zu Freundinnen geworden. Zusammen haben wir auch ausgefallene Ideen umgesetzt und dabei viel geredet und gelacht. Manchmal sind wir regelrecht in Seifenwasser gewatet. Und in den letzten Wintern bin ich oft mit einem Eimer voll Nunofilz zwischen dem Kursraum und dem Wäschetrockner in meinem Haus hin- und hergeradelt.
Ein ganz besonderes Erlebnis waren natürlich die bunten
Wollschlachten bei den jährlichen Färbekursen im Umweltzentrum an der Heerser
Mühle. Richtige Farbräusche waren das, mit vielen tollen Frauen, diesen ganz besonderen Düften von Indigo und Krapp und einem sehr
nachhaltigen Glücksgefühl. Das wird mir definitiv fehlen, auch wenn ich natürlich weiter mit Pflanzen färben werde.
Nun ist diese Zeit vorbei. Es fühlt sich richtig an.
Im April dieses Jahres habe ich in meinem Brotberuf wieder eine Leitungsfunktion
mit viel Personalverantwortung übernommen. Obwohl ich jahrelang beteuert habe,
dass diese Lebensphase vorbei sei und ich nie wieder Chef von was auch immer
sein wollte. Nach fast einem halben Jahr kann ich nun sagen: Es war die
richtige Entscheidung, über den eigenen Schatten zu springen. Der Brotberuf ist auch ein Herzensjob.
Ich mache aber ungern halbe Sachen. Und so bin ich im Juni
eines Morgens mit dem klaren Entschluss aufgewacht, mein Gewerbe abzumelden. Keine
Kurse mehr, keine Färbeorgien, kein Dawandashop.
Was das langfristig mit mir macht, weiß ich natürlich nicht.
Noch fühlt es sich ungewohnt an. Denn Wolle kommt nun nicht mehr in
kühlschrankgroßen Kartons bei mir an. Und die Wochenenden im Herbst sind diesmal alle
frei.
Aber auch die Schere im Kopf ist weg. Mir war gar nicht
klar, dass die überhaupt da war. Doch ich habe wohl auch ganz private Projekte häufig
mit dem Hintergedanken umgesetzt, eine neue Technik zu lernen, die ich dann in
den Kursen vorstellen konnte. Ich arbeite nun ein wenig experimenteller und mutiger. Da ist Zeit für neue Projekte im Garten, die nichts mit Filz zu tun
haben. Und ich nähe wieder.
Bei all den Überlegungen, was bleiben soll und was ich
loslassen will, habe ich natürlich auch das Blog wieder in Frage gestellt. Die Entscheidung: Es wird weitergehen. Ganz unregelmäßig und
ohne Redaktionsplan. Immer dann, wenn ich etwas Kreatives zu erzählen habe
(oder vor lauter Gartenglück platze und mal wieder ein Rudel Fotos hochladen
muss). Dann könnt ihr hier etwas lesen. Von euch bekomme ich so viele Inspirationen,
freue mich mit euch über eure guten Einfälle und genieße eure schöne Fotos. Dafür
bin ich dankbar und möchte auch etwas zurückgeben, manchmal für einen kleinen Anstoß
sorgen oder zeigen, was mir geholfen hat.
So ist das. Und es ist gut.
Danke an Heidi für die besorgten Nachfragen und damit für den Anstoß, diesen Post zu schreiben.