Sonntag, 23. Februar 2014

Für das Sockensstricken...

... war in unserer Familie immer meine Mutter zuständig. Die ganze große Sippe, Ärzte, Freunde, Nachbarn - alle hat sie jahrzehntelang mit warmen Füßen versorgt.

Früher waren die Socken meist in gedeckten Farben und oft aus Garn, das meine Mutter aus Norwegen mitbrachte. Seit es selbstmusterndes Sockengarn von Regia gibt, sind ihre Socken bunt und wild, aber immer ganz schlicht und nach einem System gestrickt, das sie nie variiert hat: von oben nach unten, mit Rippen aus verschränkten rechten Maschen am Schaft und einer Handschuhspitze.

Als meine Mutter sich vor ein paar Jahren die Hand brach, war das Sockenstricken eine gute Therapie, um die Beweglichkeit der Hand wieder herzustellen. Aber der Bruch heilte leider doch nicht ganz aus.
Wenn ich jetzt nach Hause fahre, liegen keine Überraschungspäckchen mehr in meinem alten Kinderzimmer. Und die angestrickten Socken in Muttis Strickkorb sind schon seit dem Sommer fast unverändert. Meine Mutter hat auf Kreuzworträtsel "umgeschult".

Ich finde Sockenstricken langweilig, aber wenn man fast 49 Jahre mit perfekten Socken an den Füßen verbracht hat, hat man an allen Kaufsocken etwas auszusetzen. Also los - ehe die Sockenschublade ganz leer ist.

Eigentlich verstricke ich ja am liebsten meine pflanzengefärbten Garne, aber da Sockengarn mindestens 20% Kunstfasern enthält, mochte ich mit solchen Garnen bisher nicht färben. Deshalb war ich froh, beim Atelier Zitron die Qualität "Trekking" mit Seide und Bambus zu finden. Das Garn ist wunderbar, aber leider für die Dauerbeanspruchung als Socke doch zu empfindlich:


Und nun? Ich muss "mein" perfektes Sockengarn noch finden. So haltbar wie Regia, aber doch ein bisschen anders. Und vielleicht doch fürs Pflanzenfärben geeignet. Im "normalen" Wolladen stehe ich enttäuscht vor den Regalen mit Sockengarn, irgendwie finde ich sie alle langweilig. Also mache ich mich auf die Suche:

Mein erster Kauf führt mich zu Coonieblau bei Dawanda. Ein "Bunter Hund" spricht mich spontan an - wenn schon Säurefarben, dann bitte richtig knallig! Und da Iris die normale "Trekking" vom Atelier Zitron färbt, kaufe ich gleich zwei bunte Hunde:

Bunte Hunde - ein knalliger und ein etwas zurückhaltender

Sind die nicht schön? Was für eine traumhafte Färbung! Richtige Mädchenfarben, Simon hat jedenfalls die Nase gerümpft. Den gedeckten Hund habe ich gleich für mich verstrickt und bin begeistert:

Meine "Standardsocken" - mit einem asymmetrischem Zopf und Handschuhspitze

Nun kommt der zweite Hund dran und dann der nächste Testkauf. Ich werde erzählen. Und vielleicht komme ich beim Sockenstricken ja doch noch auf den Geschmack, wer weiß...

Nach den schlechten Erfahrungen mit dem Bambusanteil bin ich zur Einsicht gekommen, dass es ganz ohne die Polytierchen anscheindend nicht geht, wenn man nicht dauernd Socken stopfen möchte.
Falls ihr mir eine Sockenwolle empfehlen könnt, die sich für das Färben mit Pflanzen eignet, freue ich mich sehr über eure Tipps.

Ich wünsche euch eine bunte Woche!

Dienstag, 4. Februar 2014

Neue Heimat für die Wolljacke

Meine Wolljacke ist zur Lilafusselfee umgezogen. Das könnt ihr hier nachlesen. Und ich freue mich, dass Nicole die Jacke so gut gefällt.

Sonntag, 2. Februar 2014

Farbverlaufstuch

Während der Weihnachtsfeiertage habe ich wieder mal ein Farbverlaufsgarn aus BFL und Seide gesponnen - von Grün zu Blau mit fünf Zwischentönen. Wie üblich habe ich alle Farbtöne mit der Waage abgewogen und dann nach System zusammen kardiert.


Aus jeweils der Hälfte habe ich Singles gesponnen, die dann miteinander verzwirnt wurden.


Ich wollte schon lange ein Tuch aus einer reinen, glänzenden Maulbeerseide stricken, die ich vor Jahren im vierten Zug mit schwarzer Stockrose silbergrau gefärbt hatte. Allein verstrickt leiert dieses Material aber total aus. Deshalb muss es mit einem Wollgarn kombiniert werden, das das Leiern verhindert und der Sache mehr Griff verleiht. 


Ich finde die Lefties von Martina Brehm mit seinen neckischen Zacken sehr schön, mag aber  asymmetrische Tücher nicht so gern. Bei Creative-weaving fand ich ein Tuch, das meiner Idee recht nahe kam - und außerdem einen tollen Trick: Ate strickt bei Ihrem Tuch die Randmasche mit beiden Farben und hat deshalb keine Fäden zu vernähen. Das brachte mich auf die Idee, dem Rand durch einen angestrickten I-Cord noch mehr Stabilität zu verleihen. 

Da ich nicht wusste, wie weit ich mit meinem Farbverlaufsgarn kommen würde und nicht die ganze Zeit mit einer Waage neben mir stricken wollte, habe ich das bunte Knäul noch einmal umgespult und ein paar Meter vor der Hälfte mit einem angeknoteten Faden markiert. Beim Knoten angekommen, wusste ich nun, dass die Mitte des Tuches erreicht war und ich ab sofort am Zackenrand wieder abnehmen musste. 

Dann habe ich losgestrickt, und das ist dabei herausgekommen. Voilá!

Die lange Kante ist durch den I-Cord ein bisschen fester und kürzer.
Endlich mal ein perfekter Farbverlauf - selbst ich habe die Übergänge nicht wiedergefunden.


Der angestrickte I-Cord ergibt einen sauberen Abschluss.
Punktlandung! Der magere Rest. Wie schön die einkardierte Seide schimmert!
Das hat so einen Spaß gemacht, dass das sicher nicht das letzte Tuch in dieser Bauweise sein wird.