Nun ist es vollbracht, das große Projekt. Wir haben nie bauen wollen. Aber was soll man tun, wenn man auf diesem großen Grundstück am Bach wohnen möchte, sich das geerbte Haus aber als unsanierbar herausstellt? So haben wir das grße Abenteuer also gewagt: ein Haus aus Holz, das genau auf unsere Bedürfnisse zugeschnitten ist und energietechnisch nahezu autark ist.
In der langen Zeit der Blogabstinenz habe ich natürlich weiterhin meine tägliche Blogrunde gemacht, dank Feedly kommen die neuen Beiträge ja mundgerecht serviert ins Haus. Oft war das Bloglesen bei einer Tasse Tee die einzige Freizeit des Tages. Das hat gutgetan in diesem Jahr, das mich oft physisch und psychisch an meine Grenzen gebracht hat.
Zwischendurch habe immer wieder überlegt, wie ich es zukünftig mit diesem Blog halten will. Neben den Textiltechniken ist in meinem Leben endlich wieder Platz für meine ganz große Leidenschaft - das Gärtnern. Aber passen Pflanzenportraits zu den Erwartungen, die an ein Blog mit dem Namen "Filz & Faden" gestellt werden?
Und was will ich überhaupt von mir preisgeben? Manche Fotostrecken, wie zum Beispiel die Wochenbilder von Melinoliesl finde ich immer wieder schön und inspirierend. Aber ich beobachte auch, wie sich manche Blogs, die einmal thematisch gestartet sind, in einem schleichenden Prozess zu sehr persönlichen Tagebüchern entwickeln. Das finde ich unangenehm und fühle ich mich dann wie ein Voyeur. Was mag in Menschen vorgehen, die ihre Schwangerschaftsstreifen und
Eheprobleme mit der Welt teilen? Die sich in
ihrem Blog verabschieden, wenn sie in den Urlaub fahren? Ich finde das befremdlich. Dies ist Öffentlichkeit!
So wird es hier weiterhin nur viel Buntes zu sehen geben - aus Stoff, Garn und Filz, aber zukünftig auch aus Holz und ein paar Fotos aus dem Garten. Das Netz lebt vom Mitmachen, und vielleicht inspiriert euch mein Tun, so wie ich viele Anregungen in euren Blogs finde.
Heute jedoch will ich euch ausnahmsweise ins Haus bitten und meine Werkstatt zeigen, weil ich so unendlich dankbar bin für die fantastischen Arbeitsbedingungen, die ich hier habe:
Nahezu alle Dinge, die bisher hier oder auf Filz & Faden zu sehen sind, sind in dieser kleinen Küchenzeile hergestellt - auch die großen Objekte wie Teppiche und Tuniken.
Doch, das hat über viele Jahre tatsächlich funktioniert. Aber es war oft mit viel Aufwand verbunden. Ich musste ja immer alles aufräumen und konnte nichts über längere Zeit liegen lassen. Etwas noch einmal überdenken, ein Projekt über längere Zeit entwickeln oder sich spontan von herumliegenden Material inspirieren lassen - das ging hier nicht. Meine Designs waren daher meist durchgeplant, reduziert und schlicht, damit sie an einem Abend oder Tag fertig werden konnten. Da hatte ich richtige Schere im Kopf.
Oft habe ich dabei von einem Platz geträumt, wo ich mich ausbreiten kann und sich die Dinge ganz langsam entwickeln dürfen. Dieser Platz ist im neuen Haus Wirklichkeit geworden. Ich bin so glücklich darüber und fühle mich wie ein Hund, der endlich von der Kette gelassen wurde und losrennen kann.
Meine Werkstatt ist zweigeteilt. Es gibt einen hellen Bereich mit zwei großen Industrie-Arbeitstischen auf Rollen, die ich bei ebay-Kleinanzeigen gefunden habe. Der hohe Tisch ist ideal zum Filzen, der niedrige zum Nähen und Schreiben. Für ganz große Projekte kann ich beide Tische auf dieselbe Höhe stellen und zusammenschieben.
Auf dem Bild steht der Filztisch in der Ecke, denn für Schuhe und andere Kleinigkeiten reicht das. Zum Filzen von Schals und größeren Sachen rolle ich den hohen Tisch meist mitten in den Raum, so dass ich um ihn herumgehen kann.
Der zweite Teil des Raumes ist teilweise durch eine Mauer abgetrennt, die für die Statik des Hauses notwendig war. Perfekt - so kann ich meine Materialien offen lagern, weil sie nie direktem Sonnenlicht ausgesetzt sind.
Etwas Besonderes (und den Handwerkern zu Beginn nur schwer zu vermitteln) ist eine Nische, in der zwei normale tiefe Duschwannen in 90 cm Höhe eingebaut sind. So habe ich nun zwei richtig große und rückenfreundliche Waschbecken für die Wollfärberei. Es gibt warmes Wasser aus dem photovoltaikbetriebenen Heißwassertank, kaltes Spülwasser aus unserem eigenen Brunnen und unter den Becken weiteren Stauraum.
Noch ist (bis auf den schönen roten Boden) alles recht karg. Der Inhalt der Regale ist wie zufällig zusammengewürfelt, der Bereich der Waschbecken ist nicht gefliest und es stehen viele Kartons im Weg herum, weil ich mein Bücherregal erst noch tischlern muss. Der Webstuhl ist auch noch nicht aufgebaut, damit ich nicht in die Gefahr komme, mich völlig zu verzetteln. Doch nach und nach wird es mehr Struktur und Ordnung geben und das Ganze auch wohnlicher werden. Ergonomisch stimmt schon alles, das ist das Wichtigste. Die Wege zwischen Lager, Arbeitstisch, Seifenlauge und Waschtisch, sind richtig so, wie ich sie geplant habe.
Und nun will ich erst einmal filzen filzen filzen... Das Arbeiten hier macht einen Riesenspaß! So sieht die große Tisch im Moment aus:
Beim nächsten Mal zeige ich euch dann, was alles im vorigen Jahr entstanden ist. Wenn ihr mögt, lesen wir uns jetzt nämlich wieder öfter :-)