Eine Art Liebeserklärung...
Die Farbtöne, die uns Birkenblätter,
Zwiebelschalen, Indigo, Walnussschalen und vielen andere Pflanzen
schenken, sind sehr lichtecht und von einer Lebendigkeit, Tiefe und
Wärme, die keine synthetisch hergestellte Farbe erreicht. Und das Färben
selbst ist eine wunderbare, sinnliche Erfahrung, die geradezu süchtig
machen kann.
Wie so oft gilt auch hier: der Weg ist
das eigentliche Ziel! Denn wer Seidentücher, Strickgarn oder die Wolle
zum Filzen selbst färben will, darf es nicht eilig haben. Zunächst kommt
das Sammeln und Schneiden der Pflanzen. Um ein Kilo Garn in
das strahlende Gelb zu tauchen, das ausgekochte Zwiebelschalen ergeben,
braucht man immerhin 1000 Gramm Schalen. Netterweise hilft mir der
Biostand auf dem Markt dabei, sonst würde es Jahre dauern, die nötige
Menge zusammenzubringen, denn der Farbstoff sitzt nur in den äußeren,
braunen Häutchen.
Nun kommt der erste magische Moment: Die Zwiebeln werden eingeweicht, und schon nach wenigen Minuten ist das Wasser dunkelbraun. Das hätte man diesem unscheinbaren Biomüll nun wirklich nicht zugetraut! Nach einer Stunde Kochzeit, in der es rund um den großen Färbetopf lecker nach Zwiebelsuppe duftet, sieht die Brühe dann wie Jauche aus: Dunkelbraun - von Gelb keine Spur!
Nun kommt der erste magische Moment: Die Zwiebeln werden eingeweicht, und schon nach wenigen Minuten ist das Wasser dunkelbraun. Das hätte man diesem unscheinbaren Biomüll nun wirklich nicht zugetraut! Nach einer Stunde Kochzeit, in der es rund um den großen Färbetopf lecker nach Zwiebelsuppe duftet, sieht die Brühe dann wie Jauche aus: Dunkelbraun - von Gelb keine Spur!
Nach dem Auskühlen und Abseihen wird
das vorgebeizte Material eingelegt. Bei den meisten Färbungen müssen die Fasern nämlich vorher mit einem ungiftigen Beizmittel vorbehandelt
werden, damit der Farbstoff gut einziehen kann. Bei der Zwiebelfärbung
ist das Alaun, das zum Beispiel auch in Kinderknete steckt. Die übliche
Methode ist, das Material eine Stunde lang in der Alaunlösung kurz unter
dem Kochpunkt simmern zu lassen. Es gibt aber inzwischen auch eine viel
schonendere Beize, die die Filzfähigkeit der Wolle erhält: Die
Kaltbeize AL auf Tonerdebasis. Die gibt es beim Wollschaf.
Dann wird alles in der dunklen
Brühe langsam erhitzt und bleibt eine Stunde lang bei 70 - 80°C darin.
Gelegentlich werden die Fasern gaaanz vorsichtig bewegt, damit der
Farbstoff gleichmäßig aufziehen kann, Wolle dabei aber nicht
verfilzt. Wenn man einzelne Fasern kurz anhebt, kann man das Wunder
schon erahnen: Die Wolle in der dunklen Brühe ist so sonnengelb, dass
das Herz hüpft!
Wenn die Flüssigkeit abgekühlt ist,
wird die Wolle an der Luft ausgebreitet und darf sich erholen.
Bei vielen Färbungen vertieft sich die Farbe bei diesem Sauerstoffbad
noch. Später dann noch waschen, mit ein bisschen Essigessenz
absäuern, trocknen lassen - und staunen!
Bei den weiteren Färbungen im gleichen
Sud verändern sich die Gelbtöne. Das zweite Gelb ist klarer, nicht mehr
so sonnenwarm, und die dritte Färbung ergibt ein so mildes Gelb, dass
man geradezu spürt, dass dem Sud langsam die Puste ausgeht.
Wer keine gelben Pullover stricken
oder gelbe Kleidung nähen möchte, kann im Anschluss noch das große Experimentieren beginnen: Eine
Überfärbung mit Indigo ergibt Maigrün, die kleinen teuren
Cochenilleläuse, die man ebenfalls zum Färben verwenden kann (früher
wurden damit Lippenstifte gerfärbt), verwandeln das Zwiebelgelb in ein
göttliches Orange. Man kann auch Tücher oder Wollstränge an einigen Stellen
abbinden und die Verschnürungen vor dem Eintauchen in die Indigolösung
wieder lösen. Mit neuen Verschnürungen schützt man noch einen Teil des
Gelbs vor der blauen Farbe - blau-grün-gelbe Multicolor-Wolle
ist schon beim Stricken ein Erlebnis!
Leider können Computer die wunderbaren Nuancen von Naturfarben nicht korrekt wiedergeben.
Diese Farben entstehen anscheinend nicht nur auf der Netzhaut, sondern
vor allem in den Hirnregionen, in denen auch die Glücksgefühle
produziert werden. So können die Bilder auf dieser Seite nur einen
unvollständigen Eindruck von meiner Färbewonne wiedergeben.