Sonntag, 31. März 2013

Das Martina-Projekt


Jedes Jahr beschäftige ich mich mit einem richtig großen Spinnprojekt. In diesem Jahr ist es eine Jacke für meine Freundin Martina.


Die Ursprungsidee entstand, nachdem Martina von mir diese Stulpen (pflanzengefärbtes BFL mit Seide kardiert) bekommen hatte:


Sie wollte nun gern eine passende Jacke zu den Stulpen haben. Das jedenfalls war die ursprüngliche Idee... Seht selbst, welche Eigendynamik dieses Projekt entwickelt hat:

Für mich ist es eine Herausforderung, so ein großes Projekt mit vielen Farben zu verwirklichen. Schließlich sollen sich viele kleine Farbabschnitte möglichst gleichmäßig über das gesamte Strickstück verteilen. Wie das geht, steht in Deb Menz´ hervorragenden Buch, das inzwischen zu meiner "Spinn-Bibel" geworden ist:

                              Frontcover

Hier ist das Material, das ich zusammengestellt habe. Zwölf verschiedene pflanzengefärbte Farbtöne, hauptsächlich Grünnuancen und als Kontrast orange, rot und blau. Zum Verzwirnen hatte ich schon im vorigen Jahr 300 g Filisilk von Zitron in verschiedenen Grüntönen gefärbt. Die liegen unten rechts in der Ecke:


Ich habe die 500 g BFL in 50 g-Portionen kardiert. Zusammen mit dem Filisilk ergibt das bis zu 800 Gramm Strickfutter - genug für eine lange Jacke mit großem Kragen. Zu diesem Zeitpunkt stand nämlich noch nicht fest, was für eine Jacke ich stricken würde.
Auf dem Boden des Wohnzimmers lagen also zehn sortierte Wollstapel. Jeder der Stapel enthielt jeweils exakt abgewogene Teilmengen der zwölf Farben. Die Stapel habe ich dann nach einem festen System zu Batts kardiert, damit die Farbverteilung in jedem Knäul in etwa gleich wird.
Nach dem Kardieren und dem Ausziehen der Batts, für das ich gefühlte Ewigkeiten gebraucht habe, sah der wirre Haufen vom vorigen Bild so aus:


 Das Anspinnen - das sieht doch schon vielversprechend aus:


Zwei gestrickte Probeläppchen reisten nun zu Martina - eines, das ich wie geplant mit dem grünen Filisilk verzwirnt hatte und eines mit der Komplementärfarbe - krapprotem Kammgarn mit einer Lauflänge von 600 m / 100 g. Seht, wie sich der Charakter des Garns durch das rote Garn total verändert hat:


Es folgte eine Überraschung: Martina gefiel das rotverzwirnte Garn besser! Und es fiel eine Entscheidung: Es soll eine Vitamin-D-Jacke von Heid Kirrmaier werden. Da ich diese Jacke noch nie gestrickt habe und bis jetzt noch nicht weiß, wie der interessante Faltenwurf zustande kommt, muss ich mich an die Anleitung halten. Ich brauche ich also ein Garn mit 24 Maschen auf 10 cm. Das ist ziemlich dünn....


Nun kam das eigentliche Spinnen. Ich spinne anscheinend extrem langsam und staune immer, welchen Output manche Bloggerinnen haben. Mit meinem dreißig Jahre alten Louet S 10 brauche ich für einen dünnen 100-Gramm-Single mit 500 Meter Lauflänge fast zehn Stunden!

300 Gramm habe ich über den Winter versponnen und mit dem Kammgarn verzwirnt. Das Ergebnis sind 510 Gramm fertiges Garn:





Was englische Strickanleitungen angeht, bin ich eigentlich ziemlich unerschrocken. Deshalb hatte ich nicht damit gerechnet, dass ich bei der Anleitung für das Vitamin-D-Jäckchen auf Schwierigkeiten stoßen würde. Aber ich verstand erst einmal nur den berühmten "Bahnhof".
Dank des KAL bei Fadenstille löste sich der Knoten jedoch ziemlich bald. Danke für deine ausführlichen Erklärungen und die erhellenden Bilder, Anett!

Es macht echt Spaß, mein buntes Garn zu verstricken. Dauernd wechseln die Farben, und das Gesamtbild ist ganz anders, als ich es nach der Strickprobe erwartet hatte: Das Garn ist nicht meliert, sondern streifig und hat mit dem ursprünglichen Vorbild, den grünen Stulpen, wirklich gar nichts mehr zu tun.
Wenn man Komplementärfarben miteinander verarbeitet, läuft man ja immer Gefahr, dass sich das Ganze zu einem schlammigen Braun neutralisiert. Dieses Garn aber hat etwas seltsam Chamäleonhaftes: Vor ein rotes Kleid gehalten, wirkt das Gestrick grün. Zu meiner neuen grünen Hose sieht es dagegen rot aus. Ich bin sehr gespannt, was Martina dazu sagen wird.




Ich gehe dann mal weiter stricken...

Frohe Ostern wünscht euch
Britta

2 Kommentare:

  1. ich hinke hinterher... stulpen wuerd ich ja auch noch machen, aber ich glaube, eine ganze jacke, auch noch handgesponnen - da wuerde ich nie mit fertig, ich schaff ja grad mal so die sachen fuer die familie (auch nicht unbedingt handgesponnen:)... meine versuche, eine jacke fuer mich zu stricken (nicht selbst gesponnen), kommen auch mal wieder nur sehr langsam voran... aber ich bin mir sicher, dass deine freundin total happy sein wird, wenn sie sich in die jacke einwickeln kann:)

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  2. Also, ich find das super !!! Für mich ist das ein Buch mit 7 Siegeln.. Das einzige, was ich stricke, sind Filz-Hausschuhe; und da kauf ich natürlich die Wolle. Die sind ruck-zuck fertig - das ist das richtige für mich :-)

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