Samstag, 30. Juli 2011

Sommernüsse

Der gnädige Sturm hat vor zwei Wochen bei einer Bekannten 8 kg Walnüsse vom Baum geweht:

Da es noch so früh im Jahr ist, lösen sich die grünen Schalen nicht von selbst. Also müssen die Nüsse wie winzige Äpfel mit dem Messer geschält werden. Doch für ein sattes Nussbraun bin ich zu allem bereit...


Etwa 60 Nüsse ergeben 500g grüne Schalen - und bei mir massive Probleme mit den Handgelenken. Um nicht einen Tennis- bzw. Walnussarm zu bekommen, schäle ich täglich nur 60 Nüsse und fülle so nach und nach den Färbesack.

Ungebeiztes Garn, Seide und Wollstoffe werden sofort dazugegeben und für mindestens drei Tage dringelassen. Diese Kaltfärbung kann man wochenlang stehen lassen und immer wieder frische Schalen und Material dazu tun. Irgendwelche Bestandteile der Schalen verhindern, dass die Färbeflotte schimmelt.

Oh, was für ein Braun! Ob es am frühen Färbezeitpunkt liegt (sonst beginne ich erst im September mit den Nussfärbungen, wenn die Schalen beim Runterfallen aufplatzen) oder am besonderen Jahr 2011 - so ein schönes Nussbraun habe ich bisher noch nie erreicht!

Links das normale Braun - rechts das Braun 2011

Ich bin völlig im Rausch - und freue mich wahnsinnig über all die schönen Farbtöne. Schokolade zum Stricken!

Mittwoch, 20. Juli 2011

Simons Seidenpulli

Wenn ich Simon an warmen Sommernachmittagen von der Schule abhole, kommen mir Jungs in Muskelshirts und kleine Mädchen in Spaghettitops entgegen - und auch ein blonder Junge mit verklebtem Haar, hochrotem Kopf und langen Ärmeln. Das ist mein Sohn, der noch alles anhat, womit er am kühlen Morgen das Haus verlassen hat.
Doch was macht man mit einem Achtjährigen, der so mit dem Leben beschäftigt ist, dass er gar nicht merkt, ob er friert oder schwitzt?

Klarer Fall: Dieses Kind braucht einen Pulli aus meiner pflanzengefärbten Bouretteseide, der temperaturausgleichend wirkt. Und am besten einen, auf dem man die diversen Spuren dieses aufregenden Kinderlebens nicht gleich sieht. Zum Beispiel so einen, der in Größe 128 nur knapp 200 g wiegt und mit Kaffee gefärbt wurde:



Samstag, 9. Juli 2011

Fotos vom Färbekurs

Der Färbekurs auf dem Gelände des Umweltzentrums Heerser Mühle in Bad Salzuflen ist für mich immer der Höhepunkt der sommerlichen Färbesaison.

Leider gab es ein paar kurzfristige Absagen, daher waren wir diesmal nur zu siebt, hatten aber acht Färbetöpfe - wow! Und damit haben wir sie bestückt:

- Sandelholz
- getrocknete Stockrosenblüten
- Walnussblätter
- Goldrute (und zwar eine ganz besondere, die zuverlässig zitronengelb färbt, aus dem Garten einer Teilnehmerin)
- Cochenille und
- Krapp, ohne die es irgendwie nicht geht
- Indigo
- rote Zwiebelschalen

In den zwei Tagen haben wir insgesamt 8 kg Wolle, 25 Seidentücher, 10 m Wolletamine, einen Blazer, eine Bluse und ca. 10 T-Shirts gefärbt - vier Wäscheständer voll! Das sah dann zum Beispiel so aus:


Natürlich gab es wieder einige seltsame Überraschungen: Die Stockrosenblätter ergaben zu Beginn nur Anthrazit und waren erst nach längerem Erhitzen bereit, endlich schöne Grüntöne auf Wolle zu erzeugen. Blautöne auf Seide haben sie aber bis zum Schluss verweigert. Ich vermute, dass das mit dem besonderen Wasser des Umweltzentrums zu tun hat.
Die Zwiebelschalen färbten Baumwoll-T-Shirts plötzlich nicht grün sondern herrlich Schokobraun! Und die Cochenille gab wirklich ihr Bestes und brachte Zug um Zug immer wieder satte Rottöne. Auch die Indigoküpe hat bis zum Schluss durchgehalten, weil wir diesmal richtig gut aufgepasst und sie wirklich nach jedem Zug neu eingestellt haben.

Weil alle immer so viel Spaß dran haben, habe ich diesmal gleich drei Solarfärbungen vorbereitet, die wir dann zusammen "ausgepackt" haben:


Von links nach rechts: Mein neuer Lieblingspulli aus Seide mit Orleansaat, Stockrose, Cochenille und ein bisschen Krapp, der aussieht, wie aus dem Buch von India Flint entsprungen:


Im mittleren Glas ein Strang Wolle, der mit den Stielen von Färberkamille eingelegt war (unspektakulär, ohne Foto) - und in das rechte Glas passten zwei Meter Bouretteseide, die ich erst mit Indigo gefärbt und danach für drei Wochen mit den Färberkamilleköpfen eingerollt hatte:

Frontalunterricht mit Stoff



Als wir unsere Beute am frühen Abend zusammenpackten, waren wir zwar alle total platt, aber voller Glückshormone. Und nächstes Jahr geht´s weiter, Mädels!

Zuhause wartete dann schon meine kleine Quasselstrippe sehnsüchtig auf mich. Wir haben uns mit diesen sagenhaften Schnittchen vor den Fernseher gelümmelt und "Willi will´s wissen" geguckt. Mehr ging einfach nicht.


Versprochen: Wenn ich wieder einigermaßen bei Sinnen bin, gibt´s noch mehr Fotos bei Flickr. Aber nun ab ins Bett und farbig träumen...

Mittwoch, 6. Juli 2011

Schal aus Wolletamine

Da mein Vater keinen Internetanschluss hat, kann ich seinen Geburtstagsschal schon heute zeigen:

Die Stickerei ist aus Seide, die ich mit Walnussschalen gefärbt habe. Erst die Stickerei hat aus dem "Stück Stoff" übrigens einen richtigen Schal gemacht, vorher sah er nach gar nichts aus. Und der Kontrast zwischen dem gecrashten Etamine und dem Glanz des Seidengarns bringt mich natürlich schon wieder auf Ideen...


Mein Vater ist mein wichtigster Färbehelfer. So bringt er kistenweise Isländisch Moos aus Schweden mit und sammelt in der ganzen Nachbarschaft den Schachtelhalm ein. Allerdings nimmt bei seinen Beutezügen immer seinen schachtelhalmgefärbten Kaschmirschal zur Erläuterung mit, damit die Leute ihn nicht für komplett übergeschnappt halten.

Seine Bitte um Färbepflanzen hat Erfolg: Gerade gestern hat jemand ihm einen gigantischen Berg Blutpflaumenschnitt für mich gebracht. Und wie ich meinen Vati kenne, erwarten mich die Blutpflaumenblätter bei meinem nächsten Besuch sorgfältig geschreddert und getrocknet luftig in Papiertüten verpackt in meinem alten Kinderzimmer! Ich freu mich schon!